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Sechszeilige Gerste (Hordeum vulgare f. hexastichon)
 
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Von der Gerste (Hordeum vulgare) sind mehrere Unterarten bekannt. Die Mähnengerste (Hordeum jubatum) ist eine durch Kreuzung zweier Gerstenarten entstandene Art. Neben der häufigen Zweizeiligen Gerste (Hordeum vulgare f. distichon) kommt auch die sechszeilige Gerste vor (siehe Foto). Die Zweizeilige Gerste hat größere Körner, während die mehrzeiligen Arten meist kleinere Körner besitzen oder die Ähren deutlich kürzer sind. Bei allen Gerstenarten stehen die Ährchen abwechselnd auf beiden Seiten der Ährenachse. Die langen Grannen sind meist länger als die Ährenachse. Die Deck- und Vorspelze ist bei der reifen Frucht fest mit dem Korn verwachsen. Die Gerste liebt zwar feuchte Lehmböden und kommt häufig in den gemäßigten Klimazonen vor, sie gedeiht aber auch in gebirgigen und trockenen Lagen.

Die ältesten Funde zum Nachweis eines Anbaus der Zweizeiligen Wildgerste (Hordeum spontaneum) lassen sich bis um 10000 v.Chr. zurückdatieren und stammen aus dem Peleponnes. Die ursprünglichen Wildformen kamen im Vorderen Orient vor. In Mitteleuropa findet sich die Gerste schon in der jüngeren Steinzeit, eine Form der Sechszeiligen Gerste konnte bei den Pfahlbauern nachgewiesen werden. Im Mittelalter spielte die Gerste eher eine untergeordnete Rolle. Im 20. Jahrhundert nahm der Anbau wieder zu, da sie als Viehfutter begehrt ist.

Die Gerste und auch deren Stroh ist ein beliebtes Futtermittel für Geflügel und Schweine. Die zweizeilige Sommergerste wird zum Bierbrauen benötigt, da deren Körner sehr kohlenhydratreich sind und relativ wenig Eiweiß enthalten: Nach dem Ankeimen der Körner werden sie getrocknet. Die keimenden Wurzeln werden entfernt und man erhält das Gerstenmalz. Vorhandene Enzyme, die Amylasen, wandeln dabei die Stärke in Malzzucker um. Das zuckerhaltige Malz kann Bierhefen vergären.

Gerstenmalz dient auch zur Herstellung von Malzkaffee oder von Bonbons. Aus Gerstengrütze und Gerstenmehl werden aber auch gelegentlich Suppen, Soßen oder Pudding bereitet. Schon vor der Römerzeit gab es Gerstenbrot. Dieses besitzt die Form von flachen Fladen, da Gerstenmehl kaum oder nur wenig Klebereiweiße enthält.


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