Brennnessel, Urtica dioica
Nesselgewächse, Juni - Oktober, 60 - 150 cm
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Standort   Schuttplätze, Wegränder, Laub- und Mischwälder; liebt stickstoffhaltige, nasse Böden
Wirkstoffe  Blätter: Phenolcarbonsäuren, Flavonoide, Cumarine, Chlorophylle, Vitamine C, B und K, Eisen-, Calcium- und Kaliumsalze; Brennhaare: Histamin, Serotonin, Acetylcholin, Ameisensäure
Droge  Blätter und Kraut: Urticae folium und Urticae herba
Merkmale
  Blätter gegenständig angeordnet, länglich-herzförmig, nach vorne zugespitzt mit grober Zähnung, Blätter und Stängel mit kanülenartigen Brennhaaren bestückt; hängende Blütenrispen mit kleinen weißen oder blassvioletten Blüten

Geschichte
Bei den Germanen hieß die Brennnessel auch Donnernessel. Sie war nach dem Gewittergott Donar benannt. Das "Verbrennen" der Haut bei Berührung brachte man in Verbindung mit dem Gott, der Blitze auf die Erde sandte. Nach einem alten Aberglauben, sollen Brennnesselsträuße böse Geister und Hexen abwehren. Man legte sie unter das Vieh oder steckte sie in der Walpurgisnacht auf Misthaufen. In der Antike wurde die Brennnessel als Aphrodisiakum eingesetzt. Dioskurides empfiehlt das Trinken von Wein mit Bennnesselsamen. Schon im Mittelalter halfen Bäder in frischer Brennnessel gegen Rheuma. Ein Brei von frischen Blättern sollte bei Glatzköpfen den Haarwuchs fördern.

Das in den Brennhaaren wirkende Nesselgift erzeugt in Verbindung mit dem Histamin die typischen, stark hautreizenden Quaddeln, daher sind die beschriebenen Anwendungen des Mittelalters mit Vorsicht zu genießen. In der Vergangenheit bekämpften viele Gärtner die Brennnessel zu Unrecht als Unkraut. Ihr Wachstum kann aber die Qualität des Bodens verbessern. Erwähnenswert ist die Anwendung von Brennnesseljauche im Garten: Sie dient zur Düngung von Pflanzen und wehrt Schädlinge wie Blattläuse ab.

Heilwirkung
In der modernen Medizin ist eine wasseraustreibende Wirkung der Pflanze bei Entschlackungskuren nachgewiesen. Die geförderte Harnsäureausscheidung wird durch den hohen Gehalt an Calcium- und Kaliumsalzen verursacht. Die innerliche Anwendung kann bei Entzündungen der Harnwege oder bei rheumatischen Erkrankungen helfen. Die entzündungshemmende Wirkung geht vor allem auf Caffeoylchinasäuren zurück; aber auch andere Wirkstoffe, die sich vor allem in der Wurzel finden, sind daran beteiligt.

Hinweis: Vor dem Einsatz einer Droge aus einer Heilpflanze sollte man sich über mögliche Nebenwirkungen informieren und einen Apotheker, einen Arzt oder eine beruflich fachkundige Person befragen. Bei bestimmten Krankheiten oder Personengruppen, insbesondere bei Kleinkindern, besteht die Gefahr, dass Komplikationen auftreten.

Anwendung
Das junge Kraut wird von März bis Mai gesammelt und im Schatten getrocknet. Zwei Teelöffel der getrockneten Droge werden mit einer Teetasse kochendem Wasser übergossen und nach zehn Minuten abgesiebt. Brennnesselblätter dienen auch zur Zubereitung von Speisen wie Kartoffelsuppen, Salate oder Gemüse. Die Blätter werden vorher zur Zerstörung der Giftstoffe 15 Minuten lang gekocht.

Brennnesseltee

Teeaufguss mit Brennnessel

Copyright: Thomas Seilnacht