Maiglöckchen, Convallaria majalis
Spargelgewächse, Mai - Juni, 15 - 25 cm
Bild vergrößern!Bild vergrößern!Giftpflanze
Vorkommen  Laubwälder; liebt halbtrockene, lockere Böden
Wirkstoffe  Digitalis-Glycoside, Convallatoxin, Convallamarin, Convallosid in Blüten, Kraut und Samen
Verwechslungsgefahr  Die zwei großen, langgestielten Blätter ähneln etwas den Blättern des knoblauchartig duftenden Bärlauchs; auch die Beeren sind giftig!

Botanik
Das Maiglöckchen hat eine nickende, glockenförmige Blüte, die stark duftet. Daher kann die Pflanze auch aus größeren Entfernungen geortet werden. Der Duft zieht Bienen an, die die Blüte bestäuben. Aus den Blüten bilden sich ab August runde, erbsengroße, rote Beeren. Die zwei großen, tütenförmigen Blätter sind grundständig. Die jungen Blätter enthalten ebenfalls das Gift, sie dürfen nicht mit den Blättern des Bärlauchs verwechselt werden. Dieser hat einen intensiven Knoblauchgeruch und völlig andere Blüten.

Geschichte
Bei vielen alten Darstellungen trugen die Ärzte ein Maiglöckchen in der Hand. Früher war es als Mittel zur Stärkung von Herz und Hirn gebräuchlich. Im Volksglauben symbolisierte das Maiglöckchen einst Glück und Liebe.

Drogengewinnung und Wirkstoffe
Die Herz-Glycoside des Maiglöckchens werden bei bestimmten Formen von Herzinsuffizienz vom Arzt in Medikamenten verschrieben. Von einer eigenmächtigen Behandlung ist jedoch dringend abzuraten.

Akute Vergiftung
Den höchsten Gehalt an den herzwirksamen Giftstoffen findet man beim Maiglöckchen in den Blüten, in den Beeren und den jungen Blättern. In der Literatur sind zahlreiche Vergiftungsfälle bekannt. So starb ein fünfjähriges Kind, das Wasser aus einer Vase mit einem Maiglöckchenstrauß getrunken hatte. Auch das Essen der Blätter, beispielsweise bei einer Verwechslung mit dem Bärlauch, kann zu schweren Vergiftungen führen. Es treten zunächst Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und Koliken, später dann Herzrhythmusstörungen, ansteigender Puls, Kreislaufkollaps und schließlich Tod durch Herzstillstand auf.

Gegenmaßnahmen
Bei Vergiftungen ist sofort ein Arzt oder eine Giftzentrale anzurufen. Allgemein sind betroffene Personen hinzulegen und warm abzudecken. Wichtig ist, dass sie sich ruhig verhalten und sich nicht unnötig bewegen. Entsprechende Maßnahmen zur gezielten Bekämpfung der Vergiftung sollte nur der Arzt durchführen. Als Therapie wird er eventuell eine Magenspülung vornehmen oder das Einnehmen von Abführmitteln in Betracht ziehen. Die Gabe von Atropin wird bei langsamem Puls eingesetzt, die Gabe von Nitropräparaten bei Angina pectoris. Von Bedeutung ist auch Bettruhe und eine ausreichende Flüssigkeits- und Salzzufuhr.

Hinweis: Die dargestellten Notfallmaßnahmen stellen keine Handlungsempfehlungen für medizinische Fachkreise dar, da die vorliegende Publikation zum Einsatz im Biologieunterricht gedacht ist.

Copyright: Thomas Seilnacht