Echter Tabak, Nicotiana tabacum
Nachtschattengewächse, Juni - September, 2 - 3 m
Bild vergrößern!Giftpflanze
Vorkommen  Ursprung in Mittelamerika, heute weltweit kultiviert als Nutzpflanze
Wirkstoffe  Nicotin und Tabak-Alkaloide in den Blättern und der ganzen Pflanze
Merkmale  Blätter bis 40cm, vorne zugespitzt, Blütenstände in Rispen, Blüten trompetenförmig mit langer Röhre, bis 5cm lang

Botanik
Das Nachtschattengewächs wird zwei bis drei- Meter hoch und besitzt einen wenig verzweigten, aufrechten Stängel. Die wechselständigen Blätter sind im unteren Bereich eher breit-elliptisch und weiter oben etwas schmaler. Sie werden bis zu 40 Zentimeter lang. Die trompetenförmigen Blüten haben rötliche Blütenblätter und hellgrüne Kelche, sie stehen in endständigen Rispen.

Der Dufttabak oder Waldtabak (Nicotiana silvestris) hat lange, weiße und stark duftende Blüten, die Tag und Nacht geöffnet bleiben. Diese Pflanze wird nur als Zierpflanze gehalten. Der Bauerntabak (Nicotiana rustica) hat kleine, kelchförmige, grüngelbe Blüten. Der Nicotingehalt dieses Tabaks in den Blättern ist so hoch, dass daraus gewonnene Tabakwaren in der EU nicht gehandelt werden dürfen. In Russland sind daraus hergestellte Zigaretten jedoch erlaubt.

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Geschichte
Die Tabakpflanze ist aus einer Wildform wahrscheinlich durch eine Kreuzung hervorgegangen. Sie wurde erstmals in Peru und Mexiko kultiviert. In Mittel- und Südamerika war sie die wichtigste Pflanze der Schamanen. Sie setzten sich mit der Pflanze in einen Rausch und nahmen dabei Kontakt zu den Göttern auf. Der Tabak spielte auch bei der Kultur der Mayas ein bedeutende Rolle. Bei den Indianern war er ein universelles Heilmittel bei Tierbissen und Vergiftungen. Der Mönch Romano Pane, ein Begleiter von Christoph Kolumbus, berichtete von der Pflanze und schickte Samen an Karl IV.

Die erste botanische Beschreibung in Europa wurde von Hernandez im Jahre 1525 vorgenommen. Danach verbreitete sich der Tabak in Europa als Wundermittel und vielseitig eingesetztes Volksheilmittel. Im 15. Jahrhundert gelangte er durch die Portugiesen bis nach Indien. Heute ist der Tabak weltweit die am weitesten verbreitete psychoaktive Droge. In Europa wurde der Tabak zuerst geschnupft (16. Jahrhundert), später in Pfeifen und Zigarren geraucht (ab Ende des 16. Jahrhunderts), dann gekaut (Mitte 17. Jahrhundert) und im 19. Jahrhundert dann in Zigaretten geraucht. Durch die Kriege im 20. Jahrhundert wurde das Zigarettenrauchen schließlich weit verbreitet.

Abbau und Drogengewinnung
Tabak lässt sich recht einfach durch das Ausstreuen von Samen anpflanzen. Die Samen werden im März im Gewächshaus oder auf der Fensterbank in eine durchlässige und sandige Erde eingedrückt. Nach etwa 20 Tagen bei 18° bis 20° Celsius werden die jungen Pflänzchen umgetopft oder in Beete gepflanzt. Für brauchbare Pflanzen aus der Anzucht ist eine intensive Düngung notwendig. Treibt die Pflanze zu schnell Blüten aus, werden diese abgeschnitten. Dadurch bildet die Tabakpflanze größere Blätter aus. Die Ernte erfolgt mit einer Erntemaschine:

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Blätter für Zigarettentabak werden an der Luft getrocknet. Blätter für Kautabak trocknet man über den Feuer. Bestimmte Pfeifentabake werden beim Trocknen mit Fruchtsäften versetzt. Die Lufttrocknung dauert vier bis acht Wochen in speziellen Gebäuden. Im Schweizer Seeland sind diese Gebäude weithin sichtbar. Dabei nehmen die Blätter eine dunkelbraune Färbung an.

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Nach dem Trocknen erfolgt eine Fermentation: Die getrockneten Blätter werden in großen Haufen aufgeschichtet. Die dabei entstehende Selbsterwärmung muss überwacht werden. Bei einer Erwärmung auf 50 bis 60° Celsius werden die Haufen umgeschichtet. Erst nach etwa sechs Monaten ist der Fermentationsprozess abgeschlossen. Während dem Prozess wird Sauerstoff verbraucht und gleichzeitig Kohlenstoffdioxid und Wasser gebildet. Die enthaltenen Eiweiße werden dabei in einfachere Verbindungen wie Amide, Aminosäuren, Ammoniak und Carbonsäuren gespalten. Gleichzeitig wird das Nicotin abgebaut, und es entstehen spezielle Aromastoffe. Im Tabakrauch sind beispielsweise mehr als 3900 Aromastoffe enthalten.

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Bestimmte Tabaksorten werden durch das sogenannte Saucieren geschmacklich veredelt. Die Blätter werden dabei in Zuckerlösungen getaucht oder mit Gewürzen, Farbstoffen oder Salzen versetzt. Tabakblätter werden bei vielen Völkern geraucht und gekaut. Zur Herstellung von Schnupfpulvern werden die getrockneten Blätter zermahlen und mit der Asche einer wilden Kakaoart vermischt. Manche Völker stellen durch das Einkochen der Tabakblätter einen Sirup her, der gelutscht oder geschluckt wird.

In Mitteleuropa vermischt man die Tabakblätter mit Haschisch und dreht sie zu Joints. Allerdings erscheint diese Anwendung wenig sinnvoll, denn der Tabak setzt die Haschischwirkung herab, während das Haschisch die Nicotinwirkung verstärkt. Außerdem ist der Erwerb von Haschisch in vielen Ländern illegal.

Der Tabak ist nicht nur eine psychoaktive Genusspflanze, sondern er wird in der Medizin vielseitig eingesetzt. In Mittel- und Südamerika wird er bei Schlangenbissen und bei Insektenstichen verwendet. In Deutschland kaute oder rauchte man früher Tabak bei Zahnschmerzen. In der Homöopathie wird "Tabacum" in höheren Potenzen bei Angina eingesetzt.

Wirkstoffe und akute Vergiftung
Im Tabak sind mehr als 2500 Wirkstoffe nachgewiesen worden. Nicotin ist neben anderen Alkaloiden in der ganzen Pflanze enthalten. Die Blätter enthalten zwischen 0,05 Prozent und vier Prozent Anteil an Alkaloiden. Im Rauch von industriell gefertigten Zigaretten ist des Etherische Öl Myristicin und das Alkaloid Carbolin nachgewiesen worden. Beide besitzen wie das Nicotin eine halluzinogene Wirkung. In kleineren Dosen wirkt das Nicotin anregend und den Hunger unterdrückend. In höheren Dosen kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Durchfall und Atemnot. Es treten Sehstörungen und Halluzinationen auf, Atemlähmungen können zum Tod führen. Für das Nicotin gilt eine tödliche Dosis von 40 bis 60 Milligramm bei einem Erwachsenen. Dies entspricht dem Nicotingehalt von etwa fünf Zigaretten. Bei langfristigem Gebrauch können schwere Gesundheitsschäden auftreten, beispielsweise Lungenkrebs, Kehlkopfprobleme oder Raucherbeine.

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Gegenmaßnahmen
Bei Nicotinvergiftungen ist sofort eine Giftzentrale anzurufen. Die entsprechende und je nach Land gültige Giftnotrufnummer sollte immer beim Telefon bereitliegen. Ist diese nicht bekannt, kann man auch einen Arzt oder eine andere Notfallnummer anrufen. Allgemein sind betroffene Personen hinzulegen und warm abzudecken. Wichtig ist, dass sie sich ruhig verhalten und sich nicht unnötig bewegen. Entsprechende Maßnahmen zur gezielten Bekämpfung der Vergiftung sollte nur ein Arzt oder ein Rettungssanitäter durchführen. In der medizinischen Literatur wird eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr als unterstützende Maßnahme erwähnt. Der Arzt kann eine Magenspülung durchführen oder medizinische Kohle verabreichen. Weitere unterstützende Maßnahmen wie harntreibende Mittel können den Verlauf günstig beeinflussen.

Hinweis: Die dargestellten Notfallmaßnahmen stellen keine Handlungsempfehlungen für medizinische Fachkreise dar, da die vorliegende Publikation zum Einsatz im Biologieunterricht gedacht ist.

Copyright: Thomas Seilnacht