Gemeine Alraune, Mandragora officinarum
Nachtschattengewächse, März - April, bis 40 cm
Bild vergrößern!Bild vergrößern!Giftpflanze
Vorkommen  Nährstoffreiche Sandböden in der Sonne und im Halbschatten
Wirkstoffe  Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin, Belladonnin, Cumarin, besonders in Wurzeln, aber auch in Blättern und Früchten
Merkmale  Stängellose Pflanze mit tiefer, verzweigter Pfahlwurzel; runzlige, eiförmig längliche Blätter gestielt, bis 40cm als Rosette angeordnet; Blüten 3-4cm, fünfzählig, blau oder violett; gelborange Beerenfrucht bis 4cm

Botanik
Diese Pflanze bleibt lange im Erdreich verborgen. Die fleischige Wurzel kann bizarre Formen annehmen, die manchmal an ein Lebewesen erinnern. Die Alraune wird aus diesem Grund im Volksmund auch "Erdmännlein" oder "Zauberwurzel" genannt. Bei der Gemeinen Alrauen treiben im Frühjahr aus der Wurzel große Blätter heraus. In der Mitte der Blattrosette entwickeln sich glockenförmige, meist violette Blüten, aus denen dann nach dem Verwelken der Laubblätter die großen, gelborangen Beerenfrüchte entstehen. Die Unterart Mandragora officinarum autumnalis blüht erst im Herbst.

Geschichte
Die Alraune stammt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum und wird bereits im Alten Testament erwähnt. Die Assyrer setzten die Alraunwirkstoffe als Schmerz- und Betäubungsmittel ein. In der Antike war sie als rituelle Pflanze zur Erzeugung von Rauschzuständen und als Heilpflanze weit verbreitet. Den Früchten schrieb man als "Liebesäpfel" eine aphrodisierende Wirkung zu. Die Wurzel galt seit dem Altertum als Glücksbringer und Talismann. Nach alter Überlieferung soll die Wurzel schreien, wenn sie aus dem Erdreich gezogen wird. Mit der Christianisierung wurde die Alraune als heidnische Zauberpflanze in Mitteleuropa verteufelt. Hildegard von Bingen verband sie mit der Zauberei und lehnte die Alraune als Heilpflanze ab.

Wirkung als Rauschdroge und akute Vergiftung
Vor allem die Wirkstoffe der Wurzel können Rauschzustände und eine schwere Vergiftung verursachen. Die Symptome ähneln der Wirkung bei der Tollkirsche. Es treten Mundtrockenheit, Gesichtsrötung, Pupillenerweiterung, Muskelerschlaffung und eine gesteigerte Pulsfrequenz auf. Im fortgeschrittenen Stadium kommen Bewegungsdrang, Lach- und Schreikrämpfe, Tobsuchtsanfälle oder Halluzinationen hinzu. Der Tod tritt im Koma durch eine Atemlähmung auf.

Gegenmaßnahmen
Es ist sofort eine Giftzentrale anzurufen. Der Arzt kann medizinische Kohle geben oder ein spezifisches Gegengift. Der Patient muss ständig beobachtet werden.

Hinweis: Die dargestellten Notfallmaßnahmen stellen keine Handlungsempfehlungen für medizinische Fachkreise dar, da die vorliegende Publikation zum Einsatz im Biologieunterricht gedacht ist.

Copyright: Thomas Seilnacht