Merkmale
Das Echte Leinkraut ist auch unter den Namen Gemeines Leinkraut oder Kleines Löwenmaul bekannt. Diese Bezeichnung ist aber nicht korrekt, da das Leinkraut nicht zur Gattung der Löwenmäuler zählt. Die Wurzel der Pflanze reicht bis zu einem Meter tief in den Boden. Der aufrecht stehende Stängel ist mit linealen, blaugrünen Blättern besetzt, die spiralig und wechselständig am Stängel sitzen. Manchmal ist dieser am Grund verzweigt. Im Bereich des Blütenstandes ist er zur Blütenzeit mit Drüsenhaaren besetzt. Bis zu 30 hellgelbe Blüten stehen im Blütenstand in einer Traube. Die kurzen Blütenstiele sind ebenfalls drüsig behaart. Die zygomorphe Blüte besitzt einen langen Kronblattsporn. Als Früchte entstehen eiförmige Porenkapseln, die ungefähr einen Zentimeter lang sind. Sie enthalten zahlreiche geflügelte Samen. Die Früchte erreichen ihre Reife erst im Spätsommer oder im Herbst.
Besonderheiten
Die hellgelben Blüten sind mit orangegelben Saftmalen versehen. Der Sporn enthält Nektar, an den nur Hummeln und langrüsselige Bienen gelangen. Sitzt ein schweres Insekt auf die Unterlippe, wird diese heruntergedrückt. Einige Schmetterlinge kommen mit ihrem langen, dünnen Rüssel an den Nektar. Die Samen werden als Segelflieger durch den Wind oder durch Schwimmen auf dem Wasser bei Regen verbreitet, auch Ameisen schleppen die Samen weg. Die Pflanze ist enorm anpassungsfähig: Sie kann sich auch vegetativ durch Ausläufer oder über ihre Wurzelsprossen vermehren.
Verwendung und Toxikologie
Der heute nicht mehr gebräuchliche Name Frauenflachs bezieht sich auf einen alten Brauch: Die Pflanze war in den Blumensträußen zum Schmücken der Marienbilder enthalten. Sie wurde auch zum Gelbfärben oder zum Blondieren von Haaren benutzt. Den Pflanzensaft trug man auf die Haut auf, damit versuchte man Sommersprossen und fleckige Haut abzudecken. In der Volksmedizin diente die Pflanze früher als Abführ- oder Blutreinigungsmittel; diese Wirkung ist allerdings umstritten. Durch das Kochen in Milch erhielt man einen Extrakt, der für Fliegen toxisch wirken soll. Die Blätter schmecken scharf bitter, sie sind schwach giftig und werden vom Weidevieh gemieden.
Verbreitung und Gefährdung
Das Echte Leinkraut ist weit verbreitet, es profitiert vom Menschen: Äcker, Gärten, Ruderalflächen, Flussufer, sowie Straßen- und Wegränder sind beliebte Standorte der Pflanze. Man findet sie häufig im Flachland. In den Alpen wächst sie auf bis zu 1100 Höhenmeter.
Vergleich mit anderen Arten
Die Löwenmaul-Arten haben ein ähnliches Saftmal; der Sporn fehlt, dafür ist die untere Lippe ausgebuchtet, wo sich der Nektar befindet. Das Ginster-Leinkraut Linaria Genistifolia (L.) Mill. blüht zwar ebenfalls gelb, es wächst aber ginsterartig und wird deutlich höher. Italienisches Leinkraut Linaria angustissima (Loisel.) Re findet man nur im Schweizer Kanton Wallis oder im Engadin nahe der italienischen Grenze. Die Krone dieser Art erscheint eher goldgelb, und der Stängel ist auch während der Blütenzeit kahl.
Fotos zum Echten Leinkraut