Kuckuck
Lateinisch: Cuculus canorus
Englisch: Cuckoo
Französisch: Coucou gris
Klasse: Vögel
Ordnung: Kuckucke
Familie: Kuckucke
Größe: bis 36 cm
Lebensraum: Offene Laub- und Mischwälder, Moore, Riedlandschaft, Alpweiden
Nach der Systematik
gehören die Kuckucksvögel wie der Kuckuck oder der
Häherkuckuck zwar nicht zu den
Singvögeln, aber
aufgrund ihrer Ruffreudigkeit werden sie fälschlicherweise oft dazugezählt.
Ein ausgewachsener Kuckuck erinnert im Flug an einen
Greif,
er unterscheidet sich aber durch seine andere Schnabelform und durch den
langen gestuften Schwanz mit weißen Flecken. Das Männchen erscheint
an Kopf und Brust grau, der Bauch ist ähnlich wie bei einem Sperber
oder
Habicht quergebändert. Beim
Weibchen ist auch die Kehle ansatzweise gebändert, und manchmal enthält
es Rostrot an der Brust. Es kommen auch Weibchen mit vollständig braunem
Gefieder vor. Die Jungvögel sind auf der Oberseite grau gefärbt
und haben eine rotbraune Fleckung. Sie sind mit einem hellen Nackenfleck
gekennzeichnet. Typisch für den Kuckuck sind die gelbe Iris, der gelbe
Augenring und der gelbe Schnabelansatz. Mit dem typischen Ruf "
Gu-Guh"
stellt das Männchen Besitzanspruch auf sein Revier. Das Weibchen
lässt einen brodelnden Triller ertönen. Die Jungvögel betteln
eindringlich mit einem andauerndem "Gri-gri-gri-gri-gri", das in etwa klingt wie eine Grille.

Bettelruf des Jungvogels

Männlicher Kuckuck
und Bachstelze im Hintergrund
Wenn die Kuckucke im April aus ihrem
Winterquartier aus Afrika zurückkehren, beginnen die Männchen
mit ihrem weithin hörbaren Ruf, um ein Revier zu markieren und
ein Weibchen anzulocken. Eine feste Paarbindung kommt bei den Kuckucken
nicht vor. Die Weibchen haben ihrerseits Legereviere, in denen die
Nester fremder Vogelarten mit einem Kuckucksei bestückt werden.
Der Kuckuck ist ein
Brutschmarotzer, er baut kein
eigenes Nest. Bei der Auswahl lässt sich das Weibchen von seinem
Instinkt leiten und wählt diejenige Vogelart als
Wirt aus, bei der es selbst aufgewachsen ist. In Zentraleuropa werden vor allem
Bachstelzen und Rohrsängerarten wie
Teichrohrsänger oder
Drosselrohrsänger gewählt, in Großbritannien sind es
Teichrohrsänger,
Wiesenpieper,
Heckenbraunellen und
Rotkehlchen, in Skandinavien auch
Bergfink und
Gartenrotschwanz. Die Kuckucke der Alpen wählen gerne den
Bergpieper oder den
Hausrotschwanz.
Für den Wirtsvogel ist es nicht immer leicht ein Kuckucksei zu
erkennen, besonders wenn die eigenen Eier unterschiedlich gezeichnet
sind. Der Kuckuck ahmt die Farbe und die Zeichnung der Eier seiner
Wirte nach. Das Kuckucksei ist immer ein wenig größer als
die Eier der Wirtseltern.
Kuckucksei im Nest der Bachstelze
Schon kurz nach der Ankunft im April wird
das neue Revier in Augenschein genommen. Dann sitzt der Kuckuck oft gut
getarnt auf einer Warte und beobachtet andere Vögel. Für das
Weibchen ist es nicht ganz einfach den passenden Zeitpunkt zur Eiablage
zu finden. Im Idealfall wird das Ei kurz vor dem Beginn des Brütens
in das Nest geschmuggelt. Der günstigste Zeitpunkt ist der Nachmittag,
da sich zu dieser Tageszeit die Wirtsvögel entfernen, wenn sie am
Vormittag Eier gelegt haben. Das Kuckucksweibchen tauscht ein fremdes Ei
gegen ein eigenes Ei aus, trägt das fremde Ei weg und verzehrt es
unverzüglich. Auf diese Art und Weise kann das Weibchen pro Frühling
und Sommer bis zu 25 Eier in fremde Nester legen. Damit die Eiablage unter
erschwerten Bedingungen reibungslos funktioniert, hat das Weibchen eine
besonders dehnbare Kloake. Die Kuckuckseier sind mit einer dicken, stabilen
Schale versehen.
Die fremden Eltern brüten das Kuckucksei und die eigenen Eier
gleichzeitig aus, ohne dass sie etwas merken. Die Entwicklung des
jungen Kuckucks verläuft schneller als die der Wirtsgeschwister.
Schon kurz nach dem Schlüpfen reagiert der junge und noch blinde
Kuckuck sensibel auf Berührungsreize. Er beginnt andere Eier und
schon ausgeschlüpfte Nestgeschwister aus dem Nest zu werfen. Die
Konkurrenz wird auf den Rücken gehievt und an den Rand des Nestes
befördert. Dabei hilft ihm eine berührungsempfindliche
Grube
auf dem Rücken. Gelangen aus Versehen zwei Kuckuckseier in das
gleiche Nest, kommt es zwischen den jungen Kuckucken zu einem Zweikampf
mit tödlichem Ausgang.
Junger, flugfähiger Kuckuck bettelt auf einem Baum
Der junge Kuckuck ist sehr gefräßig
und bringt seine Wirtseltern an den Rand ihrer Kräfte. Ständig
sperrt er den Schnabel auf und zeigt die orangefarbene Innenseite. Dabei
ahmt er den Ruf der fehlenden Nestgeschwister nach. Normalerweise wird
der
Schlüsselreiz, der das Fütterungsverhalten
auslöst, durch die Anzahl der aufgesperrten Schnäbel im Nest
beeinflusst. Der grillenähnliche Bettelruf des Kuckucks ist aber so unwiderstehlich, dass
dieser sogar umliegende Vögel anlockt, die dann den Kuckuck füttern.
Bevorzugt werden haarige Raupen. Der
junge Kuckuck wird schnell größer als seine Wirtseltern. Nach
knapp drei Wochen kann er fliegen und wird danach noch einige Zeit weitergefüttert.
Ende September findet man keine Kuckucke mehr in Nord- und Mitteleuropa,
sie sind dann alle Richtung Afrika abgereist.
Junger Kuckuck nach dem Ausfliegen aus dem Nest
Da das Überleben des Kuckucks vom
Überleben seiner Wirtsvögel abhängt, ist der Kuckuck in
vielen Gegenden gefährdet. Durch den Einsatz von Insektenschutzmitteln
wird die Nahrungsgrundlage zerstört. Beim Verbau von Landschaft, beispielsweise
von Uferzonen, und durch das Anlegen von Monokulturen geht wichtiger Lebensraum
zugrunde (>
Vogelschutz). Aber auch auf
dem Vogelzug ist der Kuckuck in Gefahr: Er wird zusammen mit anderen Zugvogelarten
gefangen oder bedeutende Rastplätze werden vernichtet.
Copyright: Thomas Seilnacht